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27
NOVEMBER, 2017
Vorsicht vor jeder Idee, jedem Wunsch, der uns zu beherrschen beginnt und das eigentliche Ziel und seine Wertigkeit relativiert.
(Zitat aus meinem Buch: „Die Welt der neuen Art“ – Seite 286)

Am 5. Mai in Burgos zu sein war zu einer fixen Idee für mich geworden. Mein Wille geschehe, koste es was es wolle.

Ein neuer Tag. Gleich nach Beldorado wurde der Weg wieder extrem schlecht. Dennoch widmete ich mich dem „Exerzitium der Langsamkeit“ und ging dann schneller weiter. Schöne Landschaften mit Blick auf die Ausläufer der Oca-Berge. Zwei Orte vor Villafranca machte ich halt. Es gab hier vor der Kirche einen besonders schönen Ausblick auf die Berge. Schließlich erreichte ich um 15 Uhr Villafranca. Die Steigung am Schluss und der doch noch relativ lange Abstieg nach Villafranca machten mir zu schaffen. Ich hatte plötzlich starke Schmerzen im Schienbein und konnte kaum noch gehen. Völlig erschöpft kam ich endlich am Zielpunkt – dem Gasthof El Pajera an.

Ein Unglück kommt selten allein. Zu meinen Problemen in den Lendenwirbeln kamen nunmehr noch die Schmerzen im Schienbein. Höre die Signale!

Tagwache 6 Uhr. Ich war auf Burgos programmiert. Koste es was es wolle. Es ging gleich relativ steil aufwärts in Richtung der Oca-Berge und des Klosters San Juan de Ortega, der ersten Zwischenstation auf dem Weg nach Burgos. Das Wetter war unfreundlich. Regen wechselte sich mit Sonnenschein ab. Auf dem Weg lernte ich die 60-jährige Lydia aus Baden bei Freiburg kennen, die von Pamplona aufgebrochen war, um das letzte Stück, das sie eigentlich mit ihrem Mann zusammen gehen hätte wollen, zu gehen. Ihr Mann war kurz vor Vollendung des sechzigsten Lebensjahres und seiner Pensionierung verstorben. Sie hatten vom Bodensee ausgehend begonnen, den Jakobsweg immer wieder in Teiletappen zu gehen und waren über Frankreich insgesamt über tausend Kilometer auf dem Jakobsweg gewandert.

Wir gingen miteinander bis nach San Juan de Ortega. Der Boden war schlammig und wir waren mit unseren Schuhen oft völlig im Schlamm gefangen. Als ich San Juan de Ortega verließ, fühlte ich ein Bedauern. Ich hatte mich sehr gut mit Lydia unterhalten, die mich auf aufforderte, noch zu bleiben und später mit ihr Richtung Atapuerca zu gehen, um dort in der Albergue zu übernachten. Eine Stimme, ein Signal, das jemand mit der Fähigkeit hinzuhören, beachtet hätte. Mich drängte es aber – wegen der Salben und einer Kamera – nach Burgos. Jetzt und ohne Aufenthalt. Mein Wille geschehe.