Das ist das Schlimmste für die Menschen. Sie glauben, wenn die Wirtschaft zusammenbricht, dann geht es ihnen schlecht. Sie denken das. Sie denken das, und fürchten sich.
Sie fürchten um ihre Jobs. Sie fürchten um ihren Wohlstand. Sie fürchten um all das, was sie haben. Sie fürchten sich, und sind sich nicht klar, dass sie darunter gelitten haben.
Sie haben darunter gelitten, weil sie ausgenützt wurden. Sie wurden ausgenützt, und haben nicht erkannt, wie sehr sie ausgenützt wurden. Sie wurden ausgenützt, indem sie gezwungen wurden, zu tun, was jemand anders ihnen gesagt hat. Die Bosse. Die Bosse waren da. Die Bosse waren da, die ihnen gesagt haben, was sie tun müssen.
Sie haben alles getan. Sie tun alles. Sie tun alles, was die Bosse von ihnen verlangen. Sie verlangen viel. Sie verlangen alles. Sie verlangen alles, was sie bekommen können.
Sie sind so dreist, dass sie damit nicht aufhören. Die Menschen sind erschöpft. Sie sind erschöpft, und können nicht mehr. Die Zahl der Menschen, die ausgebrannt sind, wächst ständig.
Sie wächst ständig, und ihre Zahl interessiert niemand. Sie interessiert niemand, weil sie nicht sichtbar sind. Diejenigen, die ausgebrannt sind. Sie haben keine Lobby. Die Gewerkschaften kümmern sich nicht um sie. Sie sind nicht da für diejenigen, die jahrelang ihre Steuern bezahlt haben. Die sich eingebracht haben. Die alles getan haben, um zu leisten. Um zu leisten, und mitzuhelfen, aufzubauen.
Sie haben es getan. Jetzt können sie nicht mehr. Sie sind weg. Sie sind nutzlos. Sie sind für diejenigen nutzlos, die sie bisher gebraucht haben. Gebraucht haben, um etwas aufzubauen.
Sie sind weg, und niemand kümmert sich um sie. Sie sind auf sich allein gestellt. Sie sind Ausschussware. Sie werden nicht mehr gebraucht.
Das geschieht vielen Menschen so. Menschen die drei Jobs brauchen, um über die Runden zu kommen. Sie kommen über die Runden und haben aber nichts davon.
Diejenigen, die sie beschäftigen, werden immer reicher. Für sie sind sie Arbeiter. Angestellte. Abhängige. Sie sind abhängig, und werden gebraucht. Sie werden gebraucht, solange sie liefern.
Sie sind nur so viel wert, wie sie liefern. Meist werden sie mit viel weniger abgespeist. Sie sind nichts wert. Deshalb bekommen sie auch nichts. Nichts, was ihrer Arbeitsleistung entspricht.
Sie sprechen von Werten. Sie sprechen von Unternehmenswerten. Sie sprechen von Menschenführung. Sie sprechen von all dem, und tun nichts, um das zu gewährleisten.
So geht es reihum. Die Wirtschaft tut schon lange nicht mehr, was ihre Aufgabe ist. Sie tut nur noch das, was Geldmenschen wollen. Geldmenschen, die immer mehr Profit machen wollen.
Sie haben sich zusammengeschlossen. Sie sind abgesprochen. Sie sind abgesprochen, und tun, was sie wollen. Sie haben Einfluss. Sie haben Zeitungen. Sie besitzen alles, was man braucht, um das zu tun, was sie tun. Ausnützen.
Ausnützen von allem. Von Menschen. Von Ressourcen. Von allem, was sie brauchen, um noch mehr Geld zu verdienen. Das klingt jetzt alles übertrieben. Nein, es ist nicht übertrieben. Es ist so, und kann anders werden.
Es kann anders werden, wenn die Menschen erkennen, dass es so ist. Wenn sie erkennen, wie erschöpft sie sind. Wie erschöpft sie sind, und wie weit weg sie von sich selbst sind.
Sie sind nicht mehr sich selbst. Sie funktionieren. Sie funktionieren, und tun, was man ihnen sagt.
Man, das sind die, die davon profitieren. Von dem System. Sie sitzen überall. Sie sitzen in den Regierungen. Sie sitzen in den Verbänden. Sie sitzen in allen Gremien. Gremien, die dazu da sind, alles zu beschließen, was das System erhält.
Ein Wirtschaftssystem, das sich überholt hat.
Das sich überholt hat, und sich selbst ernährt. Es ernährt sich selbst, und wird jetzt aufhören, sich selbst ernähren zu können.
Warum? Weil es zusammenbricht. Zusammenbricht, weil es keinen Zweck hat. Es hat keinen Zweck, der den Menschen hilft, sondern die Menschen ausnützt.
Lieber Lothar, gewohnt scharfe Kritik, gewohnt in der Formulierung von Ängsten, gewohnt etwas überzogen. Im Kern der Botschaft stimme ich mit Dir überein, in Details habe ich andere Ansichten.
Die Wirtschaft bricht zusammen. Zunächst fragte ich mich, wovon reden wir eigentlich, wenn wir über Wirtschaft und Geld reden?
Was ist „die Wirtschaft“? In Meyers Handbuch der Wirtschaft steht „die Gesamtheit aller Einrichtungen und Maßnahmen menschlicher Daseinsgestaltung, die sich auf die Produktion und den Konsum sogenannter knapper Güter beziehen.“
Was ist Geld? Meyer hat keine Definition für Geld, sondern nur für Geldtheorie, Zahlungsmittel, Währung, Falschgeld,.. In der Geldtheorie steht, Geld ist „juristisch ein Geschöpf der Rechtsordnung, aus ökonomischer Sicht ein Geschöpf des Güteraustausches“.
Also, beides per definitionem nicht anrüchiges. Es ist das, was der Mensch draus macht.
Du schreibst, die Wirtschaft bricht zusammen. Das sehe ich zum Teil auch so.
Du schreibst, die Menschen fürchten den Zusammenbruch, und sie haben unter der Wirtschaft gelitten. Das sehe ich zum Teil auch so.
Du schreibst, die Menschen sind ausgelaugt, erschöpft, fühlen sich nicht vertreten, sind nur etwas wert, wenn sie leisten, müssen funktionieren. Das sehe ich zum Teil auch so.
Es stimmt aber auch, dass es daneben andere Menschen gibt. Nicht nur die Reichen und die Bosse am Pranger, es gibt sie auch, die menschenzentrierten Unternehmen, die Unternehmer und Führenden in Wirtschaft und Politik, die den menschen sehen und nach einer besseren Lösung suchen. Das Bild von der Lösung ist noch nicht klar; klar ist, das das Lösungsbild einem Teil der Menschheit von heute wie eine Drohung aufsteigt, ihr eigenes Lebensbild erschüttert.
Du schreibst in den beiden nächsten Beiträgen „Die Wirtschaft wird neu“ einigiges darüber, daß sich die Menschen von sich selbst entfernt haben, so leichter manipuliert werden können und manipuliert, ausgenutzt werden. Das sehe ich auch so.
Was ich noch sehe.
In seinen Essays „Handwerk“ und „Zusammenarbeit“ beschreibt Richard Sennetth sehr klar, den Beginn der Industrialisierung als den Beginn der arbeitsteiligen Produktion, wo Menschen roboterähnlich klar abgegrenzte Aufgaben zugeordnet bekamen, und dadurch ihre Eigenschaft als „Handwerker“ verloren – es ging nicht mehr darum, eine eigene Art der guten Arbeit zu entwickeln, sondern einen Ablauf möglichst ohne Eigeninitiative und energieschonend so oft wie nur möglich gleich zu wiederholen. Das geht nur, wenn ich mechanisch werde. Das funktioniert nur durch ein Bildungssystem, das eigentlich nur ein Ausbildungssystem ist, in dem junge Menschen getrimmt werden, um rasch zu funktionieren – sinnerfassend Lesen bezieht sich nur auf das Verstehen von Anweisungen, nicht mehr um die Logik der Sprache zu verstehen. Mathematik dient nur mehr dem Rechnen, um Steuergrößen richtig zu berechnen, nicht mehr, um die Logik zu verstehen. Turnen dient der körperlichen Ertüchtigung, um arbeiten zu können. Andere Fächer – nur unbedeutender Kram, der zunehmend abgebaut und marginalisiert wird.
Welcher Mensch erträgt das, ohne sich von sich selbst abzulösen?
Du schreibst von den Bossen und Managern, den Reichen und Mächtigen, als wären sie das Böse. Das sehe ich nicht so.
Es sind ebenfalls Menschen, es gibt auch bei ihnen Vorbilder und abschreckende Beispiele. Das hat es in jeder Zivilisationsstufe gegeben, das wird es immer geben. War es früher der Landadel, Industrieadel, ist es jetzt der Geldadel, wird es morgen der Informationsadel sein. Faktum ist auch, dass es seit jeher beide Seiten der Medaille gab. Faktum ist auch, dass in diesen Gruppen von menschen ebenfalls dasselbe Phänomen auftaucht: Die schlimmsten Fälle sind Menschen, die sich völlig von sich selbst entfernt haben, wie Maschinen in den obersten Etagen ausführen – nicht führen, die geniale Verführer sind und sich durch Verführung und Abhängigkeit enorme Macht aufgebaut haben; nicht zuletzt ist auch unser Kirchenstaat, Vatikan, ein Beispiel dafür. Ergo: Das Problem, durch die Distanzierung vom eigenen Selbst „fremdgesteuert“ zu leben, trifft auf die gesamte Menschheit zu. Nur die Häufigkeit wird sichtbarer, die Auswirkungen sind massiver, globaler geworden.
Es gibt sie noch, die andere Seite. Es gibt die Individualisten, die unser „Einbildungssystem“ unbeschadet überlebt haben, die ihren eigenen Weg gehen, meist leise, immer zufrieden, mit Selbstvertrauen, Zuversicht, voll Liebe zu Menschen, voll Achtung für die Natur – UND das von Menschen Geschaffene, mit Blick für den Sinn des Lebens, mit Blick für Ästhetik im Leben. Menschen im Flow. Sie sind unabhängig, haben gelernt, mit dem zu leben, was ihnen zu Verfügung steht, andere Menschen fair zu behandeln, anderen Menschen Sinn zu geben, gemeinsam Werte zu schaffen.
Wie lernen wir es, diese Menschen zu sehen, zu erkennen, und ihre Art des Lebens zu verstehen?
Die andere Seite: Riochard Sennetth schreibt auch über die Ausbeutung der arbeitenden Menschen durch die Industrieproduktion, die tägliche Überforderung, Erschöpfung durch die Arbeit, und über den teil des lebens, den diese Menschen nach der Arbeit noch haben. Interessanterweise erkennt er, dass es da immer wieder eine kleine Anzahl an Menschen gibt, die danach aufblühen und ihr Leben gestalten. Doch der größere Teil der arbeitenden Menschen erhält durch die tägliche Arbeit erst ihre Struktur, den Rahmen, der ihre Tage gestaltet, und den selbst zu schaffen nur wenige können. So gesehen, gibt die sture monotone Arbeit doch einigen Menschen Halt in ihrem Leben. Wir kennen auch alle die Schwierigkeiten, die manche Menschen haben, ihre Tage zu strukturieren und sinnvoll zu gestalten, wenn sie länger Urlaub haben, arbeitslos werden, in Pension sind. Nur ca. 3 – 6 % jeder Gesellschaft sind eigenständige Menschen – quer durch alle Gelesschaften der Welt. Nur dieser Anteil wird angesprochen mit den Themen von Entwicklung neuer Wirtschaft. Das macht ja auch das politische Konzept der EPU (Ein-Personen-Unternehmen) so irrwitzig, und entlarvt den eigentlichen Sinn dahinter – die Arbeitslosenrate zu senken, und Kosten zu sparen.
Die parallel laufende Auswirkung zu all den Diskussionen: Die Buh-Menschen der Nation, mittlerweile die „Teufel der Welt“ sind die Unternehmer, die Gestaltenden Führer, die Machthaber, und ihre politischen Marionetten. Undifferenziert, wie wir es heute gewohnt sind, anzuprangern und zu verteufeln – wo bleiben dann Vorbilder? Und davon ist die Wirtschaft voll, nur nicht die Medien, nicht die öffentliche Diskussion. Ich denke da an frühere Vorbilder, wie Fugger, Bosch (erste Krankenversicherung für Arbeiter), Krupp (Arbeiterhäuser), oder an einen George Soros mit seiner Bildungsstätte. Es ist schwer sich in dem Umfeld zu betätigen, und in dem gesehen zu werden, was man bezwecken will, statt mit den Bildern manipulierter Medien verzerrt, verrissen zu werden. Slebst ein Bill Gates, der sich mittlerweile stark sozial engagiert, wird sein Einsatz als Manipulation angekreidet, nicht als womöglich eher zutreffende Unkenntnis der komplexen Auswirkungen seiner Visionen (und da sist eher eine Lücke einer Bildung, die nur Ausbildung war).
Die Wirtschaft bricht zusammen. Was bleibt ist eine Wirtschaft, die uns Grundlagen des Lebens ermöglichen. Die wird nie zusammenbrechen. Das führt zur nächsten Frage: Was wollen wir? wie definieren wir Wohlstand? Was ist ein lebenswertes leben? Kann das durch 1 $ Einkommen pro Tag definiert sein? Sind alle Menschen mit weniger als 1$/d arm und zu bemitleiden, mit Almosen zu überschütten? Sind alle mit mehr als 1$/d lebensfroh? Was beschreibt unser Lebensglück, unsere Lebensfreude, den Sinn des Lebens? Eine Währung? ein Index, wie das Bruttoglücksprodukt, oder der YoGL-Index? (YoGL = Years f Good Life). Vergleiche dienen dazu, Standards zu erzielen, Unterschiede als Ansporn oder Abgrenzung zu verwenden, Menschen zu mobilisieren. Ist es notwendig, Menschen durch Vergleichen, Ab- oder Aufwerten, zu eigenständigen Tun zu motivieren, um etwas zu erreichen?
André Stern beschreibt in seinem Buch „Alphabet“ die Erziehung und Bildung seiner Kinder zu selbständigen, interessierten jungen Menschen, seine Kinder waren nie in einer Schule, und haben gelernt, aus Interesse und mit eigener Motivation zu Lernen; sie haben unglaubliche Fähigkeiten entwickelt, sie haben sich Achtsamkeit und Neugier erhalten, sind kommunikativ – und unabhängig von unseren Systemen.
Es gibt schon viele Ansätze rundherum, die es zu sehen gilt, denen wir Menschen – jeder Einzelne – mehr Beachtung und Umsetzungskraft geben könnten. Was bleibt, ist die Aufgabe jedes Einzelnen: Finde dich selbst. Lerne zu erkennen, was es in Dir sagt. Lerne zu hören und vorbehaltlos zuzuhören. Lerne Dir den Raum zu geben, um nachzudenken über all das, was du erfahren hast. Spüre deine Dir innewohnende Kraft und Stimme. Und dann – gehe los und folge deinem Herzen!
hei, heute war es ein langer Kommentar. Viel Geduld beim lesen! Alles Gute, und danke für deine Impulse!